ZDF Sportstudio mit Ruder-Weltmeister Oliver Zeidler

Ruder-Weltmeister Oliver Zeidler war am vergangenen Samstag zu Gast im aktuellen sportstudio.

Das aktuelle sportstudio ist eine der ältesten und die wohl legendärste Sportsendung am Samstag Abend. Neben Berichten über die Spiele der 1. Bundesliga und den Sport des Tages werden auch immer interessante Gäste aus den verschiedensten Sportarten eingeladen.

Für Oliver Zeidler war der dritte Weltmeistertitel in Folge der Türöffner ins aktuelle sportstudio. Dort stand er Moderator Sven Voss Rede und Antwort.

Am Ende traf er sogar an der legendären Torwand sensationell zweimal unten.

Oliver Zeidler über:

… die Einer-Ruderer und ob sie einen an der Klatsche haben müssen:
”Ich glaube, man muss schon ein bisschen verrückt sein, sich da Tag für Tag zu quälen, ohne dass eine Mannschaft dahinter steht, die einem auch mal nen Arschtritt verpasst. Von daher ja, schon ein bisschen.”

… das Besondere am Einer und ob man sich selbst der nächste Gegner ist:
”Ja, manchmal schon. Man muss den inneren Schweinehund eben selbst besiegen. Und man ist selbst für seine Leistung verantwortlich, was ich aber sehr gut finde. Am Ende kann man es nicht auf den Mannschaftskollegen schieben, wenn es mal nicht klappt. Und (lacht) ich mag es auch, meine Ruhe im Boot zu haben.”

… wie man innerhalb von drei Jahren Weltmeister in einer neuen Sportart wird:
”Das ist eine gute Frage. Ich glaube, ohne diese Vorbildung durchs Schwimmen - da habe ich auch viel trainiert und mir natürlich Ausdauer, Kraft angeeignet - wäre das alles gar nicht möglich gewesen. Und dann habe ich das Glück, dass ich mit meinem Vater einen sehr guten Trainer habe, der jeden Schlag von mir beobachtet hat, seinen Kommentar dazu gegeben hat und dadurch waren dann auch technisch die Voraussetzungen gegeben, um Erfolge einzufahren.”

… ob er mit seinem Trainer und Vater Heino Zeidler immer einer Meinung ist:
”Meistens schon, würde Ich sagen. Aber es gibt natürlich auch Einheiten, da reibt man sich etwas (lacht). Am Ende hat der Coach immer das letzte Wort. Aber besonders bei Belastungen, wenn man etwas außer Atem und sowieso schon am Ende ist, dann kann es schon auch mal ordentlich knallen. Weil man als Sportler - wenn der Vater der Trainer ist - vielleicht auch nicht immer die richtigen Worte findet (lacht).”

… das Weiterführen der Ruder-Dynastie Zeidler:
”Das ist ein sehr schönes Gefühl. Ich mag das auch am Rudern, dass es sehr traditionell ist und international auch viele Ruderfamilien gibt.”

… das Blättern in den Olympiabüchern von 1972 und das Rauslesen aus den alten Geschichten:
”Es ist ein großer Vorteil, wenn man aus einer Ruderfamilie kommt und die Vorfahren die ganzen Erfahrungen schon gemacht haben, die sie dann an einen weitergeben können. Aber am Ende ist es halt doch so, dass man die Erfahrungen selbst machen muss, da selbst seine Schlüsse draus ziehen muss.”

… wie sehr Rudern im Kopf stattfindet:
”Rudern ist schon ein Psycho-Game. So habe ich es auch immer genannt. Einfach weil man sich sieben Minuten lang quälen muss. Man muss da zwischendurch auch den Kopf ausschalten, um da wirklich mit den anderen mitzufahren und nicht zwischendurch aufzugeben. Und besonders nach Niederlagen ist es schwer sich aufzubauen, wenn man weiß, wie viel Herzblut man da reingesteckt hat und auch was man während dem Rennen geleistet hat.”

… die Zusammenarbeit mit seiner Sportpsychologin:
”Man redet darüber, was nach Siegen, nach Niederlagen in einem vorgeht. Was einen beschäftigt. Warum es gewisse Dinge gibt, die im Boot sehr lange brauchen, um sie abzustellen - oder im Rennen. Das ist hilfreich, sich mit ihr Lösungen zu erarbeiten und dann entsprechend besser aufgestellt in die nächsten Rennen zu gehen.”

… seinen eigenen Weg mit seinem Team zu den Olympischen Spielen:
”Wir sind als kleines Team deutlich flexibler. Ich arbeite noch neben meinem Rudern, einfach auch, um das alles zu finanzieren. Und das wäre ohne die Flexibilität gar nicht möglich gewesen. Ich hab eine super Physiotherapeutin in München, ich hab meinen eigenen Krafttrainer. Wir haben wirklich versucht überall auf das Maximum an Professionalität zu kommen, obwohl wir eben ein kleines Team mit wenig bis gar keinen Mitteln sind. Und im Vergleich zu den Stützpunkten habe ich schon oft von meinen Kollegen gehört “ah, so sollte das eigentlich sein, das schaffen wir an unserem Stützpunkt nicht” und da bin ich natürlich besonders stolz drauf, dass mein Vater und ich das in wenigen Jahren so aufgestellt haben, dass wir da jetzt mit der Weltspitze mithalten können, obwohl wir keine Berufssportler sind, sondern das mehr als Hobby machen.”

… den Grund, warum er so viel Zeit, Kraft und Geld investiert, um bei Olympia dabei zu sein:
”Olympia ist, so wie ich es auch in Tokio erlebt habe, das emotionalste Event, das ich bisher mitgemacht habe. Und das ist einfach ein Traum von mir. Da ist ganz viel Idealismus drin und ganz viel innere Motivation einfach, dass ich da nochmal hinmöchte, dass ich da erfolgreich sein möchte. Und da ist halt nicht alles Friede, Freude, sunshine, sondern da muss man halt einfach durch und sich durchbeißen. Das hat dann auch wenig damit zu tun, ob das alles sinnvoll ist. Ich glaube, in meinem Beruf würde ich, wenn ich Vollzeit arbeiten würde, deutlich schneller aufsteigen, deutlich mehr verdienen. Aber es sind jetzt die Jahre, in denen ich den Sport machen kann. Und ich habe für mich festgestellt, dass ich diese Jahre dem Sport widmen werde und das Maximum an Leistung rausholen will.”

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video | Interview aktuelles sportstudio